ANDREAS KORTE
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Die Arbeit von Andreas Korte bewegt sich im Spannungsfeld von Kunst, Architektur und Neuen Medien. Er bedient sich dabei eines breiten Spektrums verschiedenartiger Ausdrucksmittel: je nach Bedarf und Anforderung greift er auf traditionelle Gattungen wie Malerei, Skulptur oder dem architektonischen Modell zurück, setzt sich aber gleichzeitig mit urbanen Lebenswelten auseinander, was heutzutage auch Phänomene wie Internet und Computerspiele mit einschließt. Bereits seine 1998 entstandenen „Rasterbilder“ sind Zeugnis einer intensiven Beschäftigung mit Formen digitaler Bilderzeugung. In dem Video “Breakdance Nr.1” von 1999 konzentriert sich Andreas Korte dagegen auf die Ästhetik des Video-Clips. Diese Auseinandersetzung mit den komplexen Implikationen virtueller Bildkonzeptionen führte schließlich zu den bisher jüngsten Projekten, dem Internetmuseum MMKI (www.mmki.de) und der Skulptur für einen Park.

 

Bei aller formalen und inhaltlichen Verschiedenartigkeit verraten die einzelnen Arbeiten von Andreas Korte in ihrer formalen Radikalität ein starkes Bewusstsein für die Kunst der amerikanischen Minimal Art. Donald Judd, Carl Andre oder Sol Lewitt hatten Mitte der 60er Jahre Grundbedingungen skulpturalen Arbeitens neu formuliert: einerseits, indem sie Kunst von den letzten Resten anthropomorpher Repräsentation befreiten, andererseits durch ihre Betonung des konkreten Materials und der realen Bedingungen von Raum und Zeit.

Auf der Basis dieser neuen „Syntax“ (Rosalind Krauss) versuchten dann Künstler wie Bruce Nauman oder Dan Graham die formale Rigidität der Minimal Art zu „re-semantisieren“. Ein Beispiel sind die Gartenpavillons aus verspiegeltem Glas von Dan Graham, die die Ambivalenz von Überwachung und kommunikativer Interaktion thematisieren. Reale Raumerfahrungen überlagern sich mit gespiegelten Projektionen, die gesicherte Beobachterposition kann jederzeit in ein bedrückendes Gefühl des Beobachtet-Werdens umkippen.

Ähnliche Ambivalenzen finden sich auch in den Arbeiten von Andreas Korte. Sie zeigen die Faszination an der Geschwindigkeit elektronischer Bild- und Erlebniswelten, an der Grenzenlosigkeit virtueller Raumvorstellungen. Es handelt sich jedoch um eine Faszination, die jeden Moment in eine Erfahrung der Kälte und Irrationalität umzuschlagen droht.

 

So lassen die Akteure in dem Video “Breakdance Nr.1” in ihrer Teilnahmslosigkeit eine irritierende Distanz aufkommen, die ihre sensible Befindlichkeit hinter der glatten Oberfläche nur erahnen lässt. Auch in den Skulpturen für den öffentlichen Raum geht es Korte nicht zuletzt um dieses plötzlich aufkommende Gefühl der Unsicherheit über den Status von Realität und Virtualität, von Natur und Künstlichkeit. Korte enthält sich dabei jeder moralisierenden Parteinahme. Aber es ist genau jene Gratwanderung zwischen euphorischer Affirmation und transzendenzloser Radikalität, die den Werken ihre eigentümliche Eindringlichkeit und Schärfe verleiht.

 

 

Achim Hochdörfer, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien

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